Milde Temperaturen, Regenwolken und Orkanböen lassen derzeit keine Winterfreude aufkeimen?
Zumindest neun Karnevalsvereine aus Brandenburg und Sachsen bewiesen am Samstagnachmittag auf der schneebedeckten Piste in Senftenbergs Skihalle das Gegenteil.
Gesucht wurde beim 1. Schlittengaudi die schnellste kostümierte Rodelmannschaft aus der Niederlausitz.

Gegen halb fünf wächst beim geballten Narrenvolk in der Snowtropolis-Bar allmählich das innere Kribbeln.
Soeben haben Frank Czepok, Präsident des Karneval Verbandes Lausitz (KVL), und das Lausitzer Prinzenpaar Rüdi I. (Rüdiger Strenge) und Antje II. (Antje Gärtner) die Startreihenfolge fürs Wettrodeln ausgelost.
Am Tisch des Karneval Oldie Clubs Senftenberg machen Gummibärchen die Runde.
Nervennahrung kurz vor Ultimo. Die «Tollen Hirsche» werden das Gaudirodeln auf dem weißen Hang hinter der riesigen Panoramaglasscheibe eröffnen.
«Wir freuen uns aber, dass wir Lokalmatadoren zuerst randürfen» , meint Vereinspräsident Klaus Kiethe (68) ganz ehrlich.

Heike Viol vom Schwarzheider Carnevalclub e.V. (SCC) weiß unterdessen noch nicht so richtig, was das Lausitzer Narrenvolk demnächst wohl erwartet.
«Gut, dass wir uns vorher ein paar Teams anschauen können. Auf jeden Fall wird es ein Heidenspaß» , glaubt die 35-Jährige aus der Schwarzheider Tanzgarde.

Dann geht es los: Franziska Brannasch (18), Madleen Wodarz (20) und die anderen Mädchen von der gastgebenden Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Sedlitz beobachten oben am Start auf der spiegelglatten Schneepiste die erste Fahrt.
Einfach zu fünft auf den großen Holzschlitten setzen, die Beine hochnehmen und sich gut festhalten.
«Vermutlich die beste Taktik. So machen wir das auch» , ruft Franziska ihren Sedlitzer Faschingskolleginnen zu.
Kurze Zeit später ist der Pisten-Gaudi bereits fürs Erste beendet.
«Die Fahrt macht riesig Spaß. Jetzt müssen wir noch unsere Jungs anfeuern» , erzählt Madleen Wodarz im Ziel.
Bevor auch die männliche Narrenschar wagemutig hangabwärts rodeln kann, muss der monströse Rennschlitten zunächst auf dem Laufband wieder nach oben transportiert werden.

«Zschornegosda Helau» hallen kurz vor sechs die Schlachtrufe des SCC Schwarzheide den Senftenberger Schneehügel herauf.
«Micha, kannst du mir noch kurz das Bein dehnen?» fragt Dirk Helsig seinen kostümierten Mitstreiter.
Michael Krüger, der «Minister für den guten Ton» beim SCC, kann.
Kein Thema.
«Wir befinden uns gerade in einer tiefen Konzentrationsphase» , versucht derweil Mario Bothge, mit einem breiten Grinsen die Wartezeit zu überbrücken und dabei den Zeitungsreporter zum Narren zu halten.
Dann kommt endlich der Rennschlitten mit den SCC-Funken durch das Ziel gesaust.
Mario Bothge, Dirk Helsig, Michael Krüger und Co. übernehmen.
«Die ganze Aktion macht irrsinnig Laune» , sieht Heike Viol ihre Erwartungen voll bestätigt.
Das Ergebnis am Tagesende sei ohnehin zweitrangig, findet nicht nur sie.

Oliver Sobe